Keine Gefahr ist dem Mut gewachsen
Veränderungen bringen Unsicherheit und auch Angst mit sich. Um den Schritt in eine neue Richtung zu machen, bedarf es einer Menge Mut. “Sir Vival” Rüdiger Nehberg, Abenteurer, Menschenrechtler und Keynote-Speaker auf dem Change Congress 2019, über den Mut, die Welt zu verändern.
„Woher nimmst du den Mut? Hast du eigentlich gar keine Angst!“ Das sind die häufigsten Fragen, vor oder nach meinen Aktionen. Und man wundert sich, wenn ich gestehe, dass ich sehr wohl Angst habe und sie mein ständiger und liebgewonnener Begleiter ist. Sie ist mein überlebenswichtigstes Alarmsystem. Nie habe ich versucht, sie zu ignorieren, mich ihrer zu schämen. Stattdessen habe ich sie kultiviert; sie zu meiner Reisegefährtin gemacht. Sie lähmt mich nicht. Sie bewahrt mich vor Unachtsamkeit und Übermut. Ohne Angst wäre ich längst tot. Sie zwingt mich, ihren Grund zu ermitteln und mich gegen die bevorstehende Gefahr zu wappnen: Mit Informationen, mit Trainings, mit gesunder Selbsteinschätzung. Dann wird die Angst beherrsch‑, das Vorhaben realisierbar. Und für Außenstehende stellt sich die Courage dann als Mut dar. Sie ist nichts als Planung. Wer behauptet, keine Angst zu haben, der lügt, oder er war nie in bedrohlichen Situationen.
Nehmen wir das Thema Schlangen. Vor ihnen hat fast jeder Mensch instinktiv berechtigte Angst. Er weiß, sie können giftig und tödlich sein. Andererseits lösen sie eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Man möchte sich ihnen nähern. Und das ist kein Problem mehr, wenn man zum Beispiel weiß, dass man vor jeder Schlange davonlaufen kann. Sie wird einen nicht verfolgen. Beruhigend ist auch, dass 90% der Schlangen ungiftig sind. Sie sind taub und nehmen die Beute oder Gefahren mit hochsensiblen Bauchnerven und über die Zunge, ihrem Riechorgan, wahr. Im Gefahrenfalle durch den Menschen wird sie immer die Flucht vorziehen. Es sei denn, man hat ihren Sicherheitskreis überschritten.Der beträgt die Hälfte ihrer Körperlänge. Erst dann schlägt sie zu. Wenn man das weiß, wird die Begegnung zu einer Bereicherung, einem Foto vielleicht, aber keinem Grund zur lähmenden Panik. Der Nichtinformierte wertet das vorschnell als Mut. In Wirklichkeit ist es Information.
Fit für’s Risiko
Ein anderes Beispiel aus meiner Vergangenheit: Ich wollte den Blauen Nil in Äthiopien befahren. Von seinem Ursprung bis zum Sudan – tausend Kilometer afrikanische Urlandschaft. Der Strom galt als unbefahren, und ich bat die deutsche Botschaft in Addis Abeba um nähere Informationen. Deren Antwort sollte mich schocken. „Nach Rücksprache mit meinen Kollegen möchte ich Ihnen dringend von Ihrem Vorhaben abraten!“, hieß es da. Es folgte eine lange Liste der Begründungen. Ihr zufolge war es noch niemandem zuvor gelungen, ihn allein zu meistern. Die einen waren gescheitert, weil Krokodile oder die Wassergewalten die Boote zerfetzt hatten. Andere Partner hatten sich infolge der psychischen und physischen Belastungen gestritten und aufgegeben. Einer war vom Speer eines Einheimischen verletzt worden und konnte sich mit seiner Waffe und Flucht retten. Andere waren weniger glückhaft. Sie ertranken oder wurden ermordet. Die gut gemeinte Auflistung verfehlte ihr Ziel. Sie schockte mich nicht. Sie bewirkte das genaue Gegenteil. Sie wurde zur denkbar besten Anleitung für mein erstes Wagnis dieser Dimension. Damit hielt auch das Thema Survival Einzug in mein Leben – die bestmögliche Vorabanalyse aller denkbaren Gefahren und die Entwicklung von Gegenstrategien mithilfe von Wissen, Trainings, Selbstversuchen. Survival – die Überlebenstricks, mein ganz persönliches Abenteuer-Schach. Mein Lebenskrimi. Schon bald stand fest: Allein ist der Nil nicht zu schaffen. Ich brauchte ein unzerstörbares, unsinkbares Boot und einen ebensolchen belastbaren Partner. Teamgeist war gefragt. Wir mussten gemeinsam Ausdauerläufe trainieren, wir mussten wie Pech und Schwefel zusammenhalten. Das war z.B. die ‚Flucht unter allen Umständen’, mit nichts mehr als dem nackten Leben. Wie ernährt man sich von unbekannten Pflanzen? Wie überwindet man den Ekel vor Insekten? Wie fertigt man sich Notwaffen? Wie versteckt man sich vor Verfolgern? Wie überlistet man Fische ohne Angel? Wie gelingt der Wildschweinfang mit der Hand? Wie lange kommt man ohne Nahrung aus? Die Liste der Selbstversuche wurde immer länger.
Wie rüdiger Nehberg seinen Abenteuerdrang für eine bessere Welt nutzte, lest ihr im kompletten Beitrag als PDF!
Am 13. November gibt er als Keynote-Speaker auf dem Change Congress Tipps für eine Bessere Zukunft – “Keiner ist zu gering, die Welt zu verändern”
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