Reine Leere: Organisationen suchen ihren Sinn

Es ist die vornehmste Aufgabe der Organisation, ihre Mitglieder an ihrem Zweck teilhaben zu lassen, Sinn zu stiften. Aber genau das funktioniert heute nicht mehr so einfach. Immer mehr Menschen erleben ihre Aufgaben als austauschbar und sinnentleert. Sie haben zunehmend Schwierigkeiten, das, was sie tun, mit dem Großen und Ganzen der Organisation in Verbindung zu bringen. Warum ist das so? Und wie können Organisationen ihren Sinn wiederfinden?
Für die Organisationsentwicklung gehört die Frage nach dem Zweck an den Anfang eines jeden Veränderungsprozesses. Denn ab einer gewissen Intensität stellt der Wandel automatisch auch die Sinnfrage: Warum tun wir das hier? Was macht uns eigentlich aus? Warum und für wen existieren wir? Wird diese Zweckfrage von außen gestellt, ist es meist schon viel zu spät. Ein regelmäßiges, ehrliches Selbstgespräch der Organisation zu ihrem eigenen Sinn und Zweck hingegen kann vor bösen Überraschungen bewahren.
Wir stellen euch die Ausgabe „Reine Leere: Organisationen suchen ihren Sinn“ der Zeitschrift für OrganisationsEntwicklung kostenlos zur Verfügung. Heike Bruch und Sandra Berenbold eröffnen das Thema. Sie stellen die schwierige Führungsaufgabe Sinnstiftung in den Vordergrund. Doug Ready vom MIT erklärt, wie das Warum in der Organisation eine so ungeheure Kraft entfalten kann und Bischof a. D. Wolfgang Huber zeigt seine so zuversichtliche Perspektive auf das menschliche Bedürfnis nach Sinn. Viele Sinnkrisen sind für ihn schlicht sinnlos.
Ein schönes Praxisbeispiel der purpose-driven organization liefert Martina Mönninghoff mit ihrem Projekt der Bertelsmann SE. Dass ein kraftvoller Zweck der Organisation eine immense Anziehungs- und Bindungskraft auf die Organisationsmitglieder ausübt, betont auch Haras Rafiq, Geschäftsführer der Quilliam Foundation, London im Interview. Als einer der herausragenden Terrorismusexperten weltweit berät er u. a. die britische Regierung zu Fragen der Terrorismusbekämpfung und Deradikalisierung von Extremisten. Seine ernüchternde Analyse zeigt, dass die Mechanismen der Sinnstiftung in Organisationen – unabhängig vom Inhalt derselben – wohl universell sind.
[Abgewandelt aus dem Editorial der Ausgabe von Heiko Roehl]