Working Out Loud (WOL)
3 Fragen an Lukas Fütterer

Die Referenten des Change Congress sind so vielfältig wie die Veränderung selbst. Wir stellen sie euch vor und geben einen kleinen Einblick in ihre Themenbereiche und Ansichten. Lukas Fütterer spricht im Block Building Bridges — Mit Netzwerken zu mehr Agilität über das Konzept “Working out Loud” am Beispiel der Daimler AG. Dort leitet er das Team Mitarbeitervernetzung und Social Intranet mit dem Hashtag #collaborate in der Konzernstrategie DigitalLife@Daimler. Gemeinsam mit ihrem Multiplikatoren „netWork“ machen sie effektive, vernetzte Zusammenarbeit für alle Mitarbeiter bei Daimler erleb- und erlernbar und verbreiten das neue Social Intranet im gesamten Konzern.
Haben Sie einen Tipp für ein gutes Miteinander im Veränderungsprozess?
Am liebsten höre ich intensiv zu, bevor ich anderen Menschen oder Organisationen „Tipps für ein gutes Miteinander“ in ihren Veränderungsprozessen gebe. Vielleicht ist dies selbst schon ein hilfreiches Vorgehen, sich in die Lage des jeweils anderen hineinzuversetzen und vielfältige Perspektiven einzunehmen. In meiner persönlichen Erfahrung ist ein gutes Miteinander gerade dann möglich, wenn wir die Grenze zwischen „wir“ und „die da“ überwinden. In großen Organisationen schimpft der Entwickler über die HR-Mitarbeiter und ihre weltfremden Prozesse und diese wiederum über die Unkenntnis der Fachbereiche. Wenn ich bereichsübergreifend Erfahrungen sammeln kann, lerne ich dieses Silo-Denken zu überwinden und gemeinsam besser zu werden. Ein divers besetzter Working Out Loud Circle kann diese Lernerfahrung bieten und das Miteinander auch darüber hinaus positiv beeinflussen.
Lohnt es sich für jedes Unternehmen, sich mit WOL und dem Einsatz zu befassen?
Working Out Loud (WOL) dient für mich im Wesentlichen dazu, durch sichtbare Arbeit zielgerichtet Netzwerke aufzubauen und dadurch an Wirksamkeit zu gewinnen. Unternehmen bzw. viel eher Menschen sind sehr unterschiedlich in ihrer Netzwerkkompetenz. Für manche ist es ganz selbstverständlich Kollegen in die eigene Arbeit im Entstehungsprozess einzubeziehen. Andere tun sich schwer mit dem „Netzwerken“ oder sind es gewohnt, erst die Final-Version eines Dokuments zu versenden. Immer dann, wenn ich bei einem individuellen Ziel von anderen lernen kann, kann WOL hilfreich sein. Die Lernmethode verbreitet sich in den meisten Unternehmen als Graswurzelbewegung mit dem besonderen Charme der Selbstorganisation.
Führungskräfte können unterstützen, indem sie den Raum dafür bieten und selbst WOL vorleben.
In Verbindung mit einer offenen Community im internen Social Intranet / ESN ist eine Skalierbarkeit auch in großen Organisationen möglich. Entscheidend ist, WOL als Angebot zu formulieren. Es auszuprobieren muss jeder für sich individuell entscheiden.
Wie hat „WOL“ sie persönlich beeinflusst?
Bei meinem ersten WOL Circle Anfang 2016 stand ich kurz vor dem Wechsel aus dem Nutzfahrzeugeinkauf der Daimler AG in die DigitalLife Strategie und den Aufbau eines neuen Teams. Mein erstes Ziel war daher an die neue Aufgabe angelehnt und ich konnte durch WOL in 12 Wochen ein belastbares Netzwerk an relevanten Kontakten im Unternehmen und vor allem auch darüber hinaus aufbauen.
Parallel hat sich die Art und Weise wie ich interagiere positiv verändert: Die eigene Arbeit auf für andere hilfreiche Weise sichtbar anzubieten ist für mein Team und mich zum Grundprinzip geworden. Da ich insbesondere die effiziente Struktur der wöchentlichen virtuellen Treffen und den Peer-Group-Aspekt sehr schätze, folgten seither zwei weitere WOL Circle, darunter für mich besonders wertvoll einer mit vier tollen Kolleginnen von Bosch, Siemens, Audi und der Deutschen Bank, aus dem später die Deutsche WOL Community of Practice entstand und mit der wir Ende 2017 den HR Excellence Award gewannen.
Vor wenigen Wochen haben Mitarbeiter von Daimler & Bosch im Rahmen der ersten gemeinsame WOL Conference je 200 Kolleginnen und Kollegen aus beiden Unternehmen zusammengebracht. Damit geht Vernetzung weit über die Grenzen einer Organisation hinaus, von Mitarbeitern für Mitarbeiter. Zu sehen wie wirkungsvoll die Bewegung geworden ist, ist für mich ein sehr persönliches Highlight.
Weitere Einblicke in die WOL-Bewegung gibt Lukas Fütter auf dem Change Congress an Tag 1 um 15.00 Uhr – zum Thema „Working out Loud bei Daimler – Von Netzwerkkompetenz zur #WOL Bewegung. Mehr zur strategischen Verankerungen von WOL im Rahmen #collaborate der DigitalLife Strategie liefern euch die Interviews von Lukas Fütterer und seiner Kollegin Melanie Raßloff auf dem Daimler-Blog.
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